14. Juni 2014

Geburtsbericht Teil II



Es ist schon sehr erstaunlich, wie genau ich mich bis zum ersten Geburtstag an die Geburt erinnern konnte und wie weit weg sie auf einmal erscheint.
Trotzdem möchte ich euch hier erzählen, wie es weiter ging im Februar 2013.



Den ersten Teil des Geburtsberichtes findet ihr HIER.

Nachdem uns die Ärztin beim Ultraschall über das Risiko aufgeklärt hatte, sagte sie, dass sich viele Mütter an diesem Punkt für einen Kaiserschnitt entscheiden würden. Haha! Alles aber freiwillig werde ich NIEMALS einen Kaiserschnitt wollen!!
Ich habe der Ärztin gesagt, dass ich zwei Kinder komplikationslos, relativ schnell und beide mit über 4000g auf normalem Weg entbunden habe und auch bei diesem Kind KEINEN Kaiserschnitt haben möchte (außer es ist notwendig). Die Ärztin hat es so akzeptiert und meinte noch "Dafür das sie augenscheinlich schon recht starke Wehen haben, sind sie aber noch sehr entspannt."
In dem Moment konnte ich darauf nichts erwidern, da ich meine nächste Wehe konzentriert überatmet habe.

Danach sind wir wieder in den Kreißsaal, Wehen wurden nicht wirklich stärker nur die Abstände wurden etwas kürzer.
Nach kurzer Zeit kam die Hebamme zu uns und drückte uns einige Unterlagen in die Hand mit der Bitte sie auf Station zu bringen. Vielleicht würde mit die Bewegung gut tun...
Auf Station wurden wir von einer etwas unfreundlichen Nachtschwester begrüßt, die kurz angebunden meinte, dass sie uns jetzt mein Zimmer zeigen würde und ich mich ja etwas hinlegen könnte. Sollten die Wehen stärker werden, sollte ich mich bitte bei ihr melden, damit sie mich im Kreißsaal anmelden könnte. Ich war damals nicht schlagfertig genug um zu sagen, dass ich gar nicht in mein Zimmer wollte und mich auch nicht ausruhen wollte, mir ging es ja gut.
Wir haben dann etwas zu essen bekommen (das zog, das Abendessen war ja leider an mir vorbei gegangen) und ich habe kurz auf meinem Bett gelegen. Nach wie vor waren die Wehen gleichbleibend da, die Abstände schätze ich heute auf 3-4 Minuten. Nach ca 10 Minuten habe ich zu meinem Mann gesagt, dass ich mich im Zimmer nicht wohl fühle und gerne wieder zurück in den Kreißsaal möchte. Wir haben der Nachtschwester nicht Bescheid gegeben, mein Gefühl sagte mir, dass wir so schnell wie möglich wieder in den Kreißsaal sollten und nicht am Schwesternzimmer auf sie warten.
Der Weg von meinem Zimmer war kurz, in normalem Zustand in 2 Minuten zurückgelegt. Ich war ziemlich langsam glaube ich, kurz vor den Türen zum Kreißsaal musste ich an einer Säule (im Verkehrsturm des Krankenhauses, zum Glück war es schon so spät!) halt machen und die kommende Wehe richtig doll veratmen. Die Ärztin, die gerade vorbei kam grinste und meinte etwas wie "na die werden jetzt aber schnell stärker..."
Oh ja, das wurden sie! Ich konnte nicht mehr liegen, bin durch meinen Kreißsaal gelaufen und nach jeder Runde (das Zimmer war nicht groß - vom Bett zum Fenster zum Wickelplatz und zurück) musste ich mich an der Fensterbank oder dem Wickelplatz abstützen und die immer schneller kommenden Wehen laut veratmen. Ab diesem Zeitpunkt konnte ich dem Hypnobirthing Konzept, welches kein Tönen und laute Geräusche vorsieht, nicht mehr folgen. Mit der Veratmung ja, aber ich MUSSTE tönen, anders ging es nicht.
Wie lange ich gelaufen bin kann ich nicht mehr sagen, ich schätze es waren als die Hebamme kam um mich nochmal zu untersuchen und ein CTG zu schreiben etwa 22:30 Uhr. Ich habe mich also kurz aufs Bett gelegt und war sehr gespannt, wie der Befund sein würde. Die Augen der Hebamme wurden groß "ja das sind schon 9 cm, wie möchten sie denn entbinden?" Ich bin ihr so dankbar für diese Frage gewesen, sie war die erste meiner drei Hebammen, die diese Frage gestellt hat.
Schon beim ersten Kind habe ich mir eine Wassergeburt gewünscht, damals gab es in dem Krankenhaus leider keine Geburtswanne...
Ich habe ihr also mitgeteilt, dass ich sehr gerne in der Wanne entbinden würde. Sie hat sich sehr gefreut "Oh schön, eine Wassergeburt" und ist in den Nebenraum gegangen um Wasser in die Wanne zu lassen. Währenddessen kam mein Mann ans Bett, nahm meine Hand und schaute aufs CTG, die Wehen wurden plötzlich ziemlich stark, ich glaube er hat es an seiner Hand deutlich gemerkt.
Im Vorbereitungskurs haben wir (natürlich) über die Phasen der Geburt gesprochen u.a. auch darüber was passiert wenn man anfängt zu pressen obwohl der Muttermund noch nicht vollständig verstrichen ist. Es bleibt dann eine Art Ring stehen, gegen den das Kind gedrückt wird, dies kann sehr schmerzhaft für die Mutter sein und die Geburt verzögern.
Das hatte ich im Kopf als ich plötzlich von einer Presswehe überrollt wurde, ich wusste mein Muttermund war vor 3 Minuten noch nicht offen und habe irgendwie versucht die Wehe einfach zu veratmen. Als die Wehe abebbte habe ich zu meinem Mann gesagt, er soll bitte schnell die Klingel drücken....!
Das hat er, leicht nervös auch sofort getan ;)
Die nächste Presswehe kam noch während er auf den Klingelknopf drückte, bis dahin lag ich gemütlich auf der Seite, ab dieser Wehe war das nicht mehr möglich. Ich habe mich glaube ich ziemlich schnell auf den Rücken gedreht bevor ich dem Pressdrang nachgeben musste. Mein Mann hat mir ziemlich nervös die Hand getätschelt während die Hebamme ziemlich eilig ins Zimmer kam. (Ich glaube ich war etwas lauter...) Sie hat das Bett in eine aufrechtere Position gebracht und sich ans Fußende gesetzt. Ob da noch eine Pause war oder nicht weiß ich heute nicht mehr, gefühlt wurde der Kopf unseres Sohnes bereits in dieser Zeit geboren, in der sofort darauf folgenden Wehe war sein Körper da und er wurde mir sofort auf die Brust gelegt.

Was ein überwältigendes Gefühl ist es, so einen kleines Wunder, was gerade geboren wurde in den Armen zu halten. Seine Wärme spüren, ihn riechen und ihn streicheln zu können... Da bekomme ich heute noch eine Gänsehaut wenn ich daran denke.
Ich glaube ich habe am Anfang ziemlich oft gesagt "du bist ja schon da" und "was warst du schnell", ich hätte nie damit gerechnet, dass ich 2 1/2 Stunden nachdem ich das Krankenhaus betreten hatte schon mein drittes Wunder im Arm halten darf.
Die Plazenta wurde geboren und ich habe sie mir gemeinsam mit der Hebamme angesehen - alles ok. "Schade, ich hab mich schon auf eine Wassergeburt gefreut, die Wanne ist leider nur halb voll geworden" war der witzige Kommentar unserer tollen Hebamme
Danach wurde erst einmal weiter gekuschelt und bestaunt, ich kann mich nicht wirklich daran erinnern was mein Mann in der Zeit gemacht hat, ob er neben mir saß ob er ihn gestreichelt hat, in dem Moment war für mich nur mein kleiner Sohn da.
Die Hebamme ging raus um der Ärztin Bescheid zu geben, dass unser Kind schon da wär (man bemerke ohne Schulterluxation!) und sie zum untersuchen kommen könne.
Währenddessen habe ich meinen Sohn zum ersten Mal angelegt, er hat meine Brustwarze sofort gefunden und angefangen zu saugen.
Nach etwa 10 Minuten kam die Ärztin zusammen mit der Hebamme und gratulierte uns zu unserem Sohn. Sie sah, dass ich angelegt hatte und meinte nur, dass sie dann später nochmal wieder kommen würde und wir erst einmal ganz in Ruhe Zeit für uns hätten. Darüber war ich sehr froh und wir haben die erste Stunde mit ganz viel Ruhe, Körperkontakt und stillen verbracht.
Die U1 war absolut unauffällig, mit knapp 4400g und 56cm ein kleiner Riese passend zu seinen Geschwistern. Die Ärztin war sehr erstaunt wie entspannt unser Kind war, er hat kein einziges mal geweint oder auch nur ein Geräusch von sich gegeben. So etwas hätte sie selten gesehen...
Die Hebamme hat uns angesehen und meinte "Schauen Sie sich mal die entspannten Eltern an, dann wissen sie warum das Kind so ist." (Ja dank HB war ich es um einiges mehr als gedacht.)
Weil inzwischen eine andere Frau mit Wehen gekommen war, die gerne ins Wasser wollte, sind wir in einen anderen Kreißsaal umgezogen. Dort haben wir weiter gekuschelt und etwas geschlafen und die ruhige Zeit genossen.




Gibt es ein Fazit?
- Hypnobirthing war für mich genau richtig und hat mir sehr geholfen.
- eine selbstbestimmte Geburt nur mit einer Hebamme ist super!
- Ärzte die sich wenig einmischen und die Wünsche der Mutter respektieren sind viel Wert.
- eine Wassergeburt hatte ich leider auch beim dritten Kind nicht...
- mein Mann ist ein toller, stiller Unterstützer gewesen, DANKE!!





Hier noch ein zwei Bilder für euch:
















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